Bio-Baumwolle

Baumwolle ist die meistverwendete Faser für Textilien

Fast die Hälfte aller Textilien enthalten Baumwolle. Angebaut wird die Pflanze in über 80 Ländern der Welt. Baumwolle ist eine Naturfaser, das heisst, sie ist ein nachwachsender Rohstoff und biologisch abbaubar – das ist schonmal ziemlich ökologisch.

Die Baumwollindustrie hat aber ihre Schattenseiten, zum Beispiel den teilweise unverhältnismässig hohen Wasserverbrauch, den grossflächigen Einsatz von Pestiziden oder die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen. Konventionell produzierte Baumwolle entspricht deshalb nicht unseren Nachhaltigkeitskriterien. Das ist auch der Grund, weshalb wir fast ausschliesslich Baumwollkleidung mit Baumwolle aus Bio-Produktion anbieten. Wenn wir eine Ausnahme machen, weisen wir das transparent aus, auch die Gründe dafür.

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Eine grossflächige Umstellung auf ökologische Anbaumethoden würde bei der Baumwollproduktion angesichts der riesigen Menge weltweit produzierter Baumwolle viel bewirken. 2018 ist die globale Bio-Baumwollproduktion um rund 10% gestiegen. Trotzdem liegt der Gesamtanteil an zertifizierter Bio-Baumwolle bei lediglich 1,4%1. Dabei hat die Produktion von Bio-Baumwolle klare Vorteile.

1. Bio-Baumwolle braucht weniger Wasser

Für die Gewinnung von einem einzigen Kilogramm Baumwolle werden bis zu 29'000 Liter Wasser als benötigte Menge angegeben. Ein Kilogramm Baumwolle reicht ungefähr für ein T-Shirt. Das ist wahnsinnig viel Wasser für ein T-Shirt. Wie kann das sein?

  • Trockene Anbaugebiete

    Baumwolle wird zum Teil in sehr trockenen Gebieten angebaut. Dort müssen die Baumwollfelder künstlich bewässert werden. Die Böden können das Wasser nicht immer gut aufnehmen. Das führt dazu, dass riesige Mengen Wasser verbraucht werden. Hinzu kommt das Problem der Bodenerosion. Die Erde wird durch die starke Bewässerung weggeschwemmt.

  • Natürliche Niederschläge zur Bewässerung

    Was allerdings beachtlich ist: In weniger trockenen Gebieten reichen die natürlichen Niederschläge zur Bewässerung der Baumwollpflanzen. Ganze 40% aller Baumwollanbaugebiete kommen ohne künstliche Bewässerung aus.

  • Gesündere Böden im Bio-Anbau

    In den letzten Jahren konnte der Wasserverbrauch im Baumwollanbau deutlich reduziert werden. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber das Bewusstsein dafür ist vorhanden. Der WWF arbeitet zum Beispiel an einem wassersparenden Baumwollanbau. In trockenen Regionen werden Bewässerungssysteme so weiterentwickelt, dass viel Wasser gespart wird. Es gibt also konkrete Bemühungen, den Wasserverbrauch weiter zu senken.

In den letzten Jahren konnte der Wasserverbrauch im Baumwollanbau deutlich reduziert werden. Natürlich gibt es noch Luft nach oben, aber das Bewusstsein dafür ist vorhanden. Der WWF arbeitet zum Beispiel an einem wassersparenden Baumwollanbau. In trockenen Regionen werden Bewässerungssysteme so weiterentwickelt, dass viel Wasser gespart wird. Es gibt also konkrete Bemühungen, den Wasserverbrauch weiter zu senken.

2. Keine gentechnisch veränderten Pflanzen im Bio-Anbau

Derzeit wachsen auf etwa zwei Dritteln der weltweiten Baumwoll-Anbaufläche genveränderte Sorten. Genmanipulierte Baumwollpflanzen sind resistent gegen bestimmte Schädlinge und widerstandsfähiger gegen gewisse Umweltbedingungen. Das klingt nach einem Vorteil. Ob die Verwendung genmanipulierter Baumwolle die Erträge tatsächlich steigert, ist aber umstritten. Klar ist, dass der Anbau von genetisch veränderter Pflanzen mit Risiken verbunden ist:

  • Genmodifiziertes Saatgut reduziert Biodiversität

    Die natürliche Vielfalt der Pflanzen geht verloren, die Insekten bilden Resistenzen, die sich unter den Insekten ausbreiten. Das führt dazu, dass die Pflanzen intensiv mit Pestiziden behandelt werden. Auch andere Tierarten, wie zum Beispiel Schmetterlinge oder Spinnen, geraten dadurch in Gefahr.

  • Farmer*innen geraten in Abhängigkeit

    Genmanipulierte Pflanzen produzieren keine Samen. Das heisst, die Landwirt*innen müssen für jede Anbauperiode wieder neues, teures Saatgut kaufen. Dadurch geraten sie nicht nur finanziell unter Druck, sondern werden auch abhängig von den Saatgut- und Pestizidherstellern.

  • Bio-Baumwolle produziert Samen für neues Saatgut

    Im Bio-Anbau sind gentechnisch veränderte Pflanzen verboten. Die Pflanzen im Bio-Anbau produzieren Samen, die wieder für den Anbau verwendet werden können.

Allerdings ist es in vielen Ländern für die Farmer*innen schwierig geworden, überhaupt an nicht-genmanipuliertes Saatgut zu kommen. Dieser Mangel gilt als eines der grössten Hindernisse: Wenn es kein Bio-Saatgut gibt, kann auch der Anteil an Bio-Baumwolle nicht weiter erhöht werden.

3. Bio-Baumwolle braucht keine Pestizide

Der Baumwollanbau ist für 10 bis 20% des weltweiten Pestizideinsatzes verantwortlich (die Zahlen variieren stark, je nach Quelle). Pro Saison wird Baumwolle durchschnittlich 20 Mal mit Pestiziden besprüht. Der hohe Pestizideinsatz gefährdet die Biodiversität, vergiftet die Böden und schadet den Menschen, die damit in Kontakt kommen. Auch in fertigen Kleidungsstücken lassen sich noch Pestizidrückstände finden.

  • Monokulturen begünstigen die Ausbreitung von Schädlingen

    Dass im konventionellen Anbau so viel Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, liegt zumindest teilweise an den dort üblichen Monokulturen. Sie begünstigen die Ausbreitung von Schädlingen. Die Schädlinge bilden Resistenzen gegen das in den gentechnisch veränderten Pflanzen natürlicherweise vorkommende Gift und breiten sich dann umso rasanter aus.

  • Böden werden ausgelaugt

    Im konventionellen Baumwollanbau wird den Böden keine Sorge getragen. Oft werden dieselben Monokulturen wieder und wieder auf derselben Fläche angebaut. Pestizide und Herbizide vergiften die Erde mit allen Pflanzen und Tieren darin. Die meisten von ihnen haben natürlicherweise eine wichtige Funktion.

  • Chemischer Kunstdünger als Nährstoff

    Weil dem Boden so zu viele Nährstoffe entzogen werden und die natürliche Regeneration ausser Kraft gesetzt wird, muss den Böden künstlich Nährstoffe zugeführt werden. Im konventionellen Baumwollanbau sind das chemische Kunstdünger.

  • Schädlingsbekämpfung mit traditionellen Methoden

    Im Bio-Anbau sind chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verboten. Die Farmer*innen bekämpfen Schädlinge mit traditionellen Methoden. So schützen sie die Umwelt und die eigene Gesundheit. Zwischen die Baumwollpflanzen und rund um die Felder werden Pflanzen gesetzt, die für die Schädlinge noch attraktiver sind. Sie stürzen sich also weniger auf die Baumwollpflanzen. Ohne Pestizide überleben ausserdem auch die natürlichen Feinde der Schädlinge, wie zum Beispiel die Schmetterlinge oder die Spinnen. Sie helfen bei der Schädlingsbekämpfung.

Gesunder Boden ist etwas vom wertvollsten überhaupt auf der Welt. Ohne gesunde Böden können wir weder natürliche Rohstoffe noch natürliche Nahrungsmittel gewinnen. Deshalb sollten wir zu unseren Böden sehr gut Sorge tragen. In der Bio-Landwirtschaft wird gezielt gesunde Erde kultiviert. Zum Beispiel, indem auf den Feldern wechselnde Kulturpflanzen angebaut werden. Das gleicht den Nährstoffgehalt im Boden aus und hält erst noch die Zahl der Schädlinge geringer.

4. Bio-Baumwolle kommt oft von Kleinbauern

Baumwolle wird weltweit in rund 80 Ländern angebaut. In 18 Ländern wird Bio-Baumwolle angebaut (Stand 2017). Die grössten Produzenten sind Indien, China, die USA, Brasilien und die Länder Subsahara-Afrikas. Insgesamt sind Millionen von Menschen direkt oder indirekt von der Baumwollindustrie abhängig. In vielen Entwicklungsländern gehört Baumwolle zur wichtigsten Einnahmequelle. Wie nachhaltig die Pflanze angebaut wird, welche Preise und Löhne bezahlt werden – all das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen in den Anbauländern.

  • Die meisten Baumwollfarmer*innen sind arm

    Etwa 75% der Baumwoll-Produzent*innen sind Kleinbetriebe. Sie bewirtschaften wenige Hektaren Land. Ihre Erträge reichen meist nicht aus, um sich und ihre Familien zu ernähren.

  • Niemand kümmert sich um faire Preise und Sicherheit

    Die Farmer*innen im konventionellen Baumwollanbau sind auf sich allein gestellt. Oft wissen sie gar nicht, wie gefährlich die Mittel sind, mit denen sie arbeiten. Ihre Schutzausrüstungen sind unzureichend. Die Rohstoffpreise für die Baumwolle orientieren sich nicht am Existenzlohn sondern müssen möglichst konkurrenzfähig sein.

  • Bio-Baumwollanbau ist fairer und weniger gefährlich

    Im Bio-Baumwollanbau kommen die Landwirtschaftbetreibenden mit weniger giftigen Mitteln in Berührung. In der Regel sind die Preise und Löhne fairer. Das garantieren zumindest die anerkannten Labels. So unterstützt der Anbau von Bio-Baumwolle auch kleinbäuerliche Strukturen. Und die Landwirt*innen bleiben unabhängig von grossen Saatgut- und Pestizidkonzernen.

Der Anbau von Bio-Baumwolle hat übrigens das Potenzial, eine positive Umweltbilanz zu erzeugen. Das ist dann der Fall, wenn die Produktion mehr positive als negative Auswirkungen hat auf die Umwelt, die Menschen und die Natur. Auch da spielen die Böden eine wichtige Rolle. Durch die richtigen Anbaumethoden können ihnen Nährstoffe zugeführt werden. Wenn dann auch noch der Rest der Wertschöpfungskette sehr nachhaltig ist, kann das Resultat eine positive Umweltbilanz sein.

So erkennst du Kleidungsstücke aus Bio-Baumwolle

Woran erkennst du, ob ein Kleidungsstück aus Bio-Baumwolle hergestellt wurde? Und wie kannst du dir sicher sein, dass die Angaben auch stimmen? Etikettenschwindel ist real in der Baumwollindustrie. Die Nachfrage nach Bio-Baumwolle steigt und für Bio-Baumwolle kann man erst noch höhere Preise verlangen. Manche veranlasst das dazu, zu tricksen.

  • Zertifikate

    Am besten orientierst du dich an verlässlichen Zertifikaten. Ein aussagekräftiges Zertifikat für Bio-Baumwolle ist zum Beispiel das weltweit verbreitete und anerkannte GOTS-Zertifikat. GOTS steht für "Global Organic Textile Standard". Ein gültiges GOTS-Zertifikat hat immer eine Lizenznummer, die sich überprüfen lässt. Die Bezeichnung «kbA» steht für «kontrolliert biologischer Anbau» und ist ebenfalls vertrauenswürdig.

  • Transparenz

    Zertifizierungen sind aber teuer, nicht jede Marke kann sich das leisten. Kleinere Marken können ihre Vertrauenswürdigkeit durch die transparente Offenlegung ihrer Herstellungspartner*innen und -Prozesse ausweisen. Manche Marken machen das so oder so, weil Transparenz einer der Grundpfeiler der Nachhaltigkeit ist und für sie somit zu ihren unternehmerischen Werten zählt.

  • Vertrauenswürdige Fair Fashion Brands

    Wenn dir das alles zu kompliziert ist, kannst du dich auch an vertrauenswürdige Fair-Fashion-Marken halten. Viele nachhaltige Kleidermarken gehören einem Verband an, zum Beispiel der Fair Wear Foundation oder dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVF). Sie setzen sich für mehr Fairness in der Textilindustrie ein und investieren viel Zeit und Energie in die Optimierung ihre Produktionsprozesse. Von unseren Marken wissen wir, dass sie ihr bestes geben, um so nachhaltig wie möglich zu wirtschaften.