Lyocell

Einer der umweltfreundlichsten und atmungsaktivsten Stoffe

Lyocell ist eine halbsynthetische Faser und gilt als eines der umweltfreundlichsten und atmungsaktivsten Textilmaterialien. Sie wird zu 100% aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und ohne giftige Chemikalien hergestellt und ist sogar biologisch abbaubar.

Natürlich nachwachsender Rohstoff Holz

Lyocell wird aus dem natürlich nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen. Photo by Dan Smedley on unsplash.com

Was ist Lyocell?

Lyocell ist eine noch relativ junge Textilfaser und besteht vollständig aus natürlichen Rohstoffen – konkret aus Zellulose, die aus Holz gewonnen wird. Für die Herstellung von Lyocell Stoff wird mehrheitlich Eukalyptus, Buche oder Fichtenholz verwendet, aber auch Eiche, Bambus oder Birke ist möglich. Der natürlich nachwachsende Rohstoff bietet in der Gewinnung viele Vorteile.

Vorteile von Holz

  • Der Flächenverbrauch für Lyocell ist im Anbau um einiges geringer als derjenige einer vergleichbaren Naturfaser, wie beispielsweise Baumwolle.
  • Der Wasserverbrauch im Anbau ist geringer, da der Rohstoff Teil des natürlichen Wasserkreislaufes ist und keine künstliche Bewässerung und Düngung benötigt.
  • Beim Anbau werden praktisch nie Pestizide und Insektizide eingesetzt.
  • Der Anbau steht nicht in Konkurrenz mit dem Nahrungsmittelanbau.

Beispielsweise die Eukalyptuspflanze wächst schnell und gedeiht auch in Gebieten, die für den Anbau von Nahrungsmitteln nicht geeignet sind. Zudem benötigt sie eine 10- bis 20-mal geringere Wassermenge als Baumwolle, die Faserausbeute ist jedoch 10-mal höher.

Vom Baum zur Lyocellfaser

Vom Wald zur Lyocellfaser. Quelle lunaralife.de

Lyocell wird umweltfreundlich hergestellt

Lyocell wird zwar aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, ist aber keine Naturfaser, da sie künstlich hergestellt wird. Trotzdem gilt das Lyocell-Material als umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich. Wesentlicher Faktor dafür ist der Herstellungsprozess.

Im Gegensatz zu Viskose oder Modal kommt die Herstellung mit nur einer Chemikalie aus. Nämlich mit einem organischen, umweltverträglichen und abbaubaren Lösungsmittel (NMMO), das, vereinfacht gesagt, die benötigte Zellulose von der Pulpe (dem zuvor eingeweichten Holzbrei) löst, damit daraus später die Lyocellfaser hergestellt werden kann.

Das Lösungsmittel kann nach der Herstellung wieder leicht aus der Faser entfernt werden und wird in einem nahezu geschlossenen Kreislauf zu 99.5 -99.8% wiederverwendet. Der verbleibende Rest wird in Kläranlagen abgebaut. Es entstehen also keine schädlichen Nebenprodukte und das Abwasser stellt für die Umwelt keine Gefahr dar.

Der gesamte Prozess, vom Hacken des Holzes bis zur Gewinnung der Faser ist mit maximal 2,5 Stunden Zeitaufwand sehr kurz und einfach, dadurch wird weniger Wasser und Energie verbraucht, als für die Produktion von anderen Chemiefasern.

Lyocell ist biologisch abbaubar

Das Lyocell-Material gilt von Natur aus als biologisch abbaubar und verursacht auch keinen Mikroplastik, da die Textilfaser aus natürlichen Rohstoffen und schadstofffrei hergestellt wird. Aber nur, wenn der Stoff nicht mit anderen Fasern gemischt wurde und die Nähte nicht aus anderem Material bestehen. Dann, ja, kann der Stoff aus Lyocellfasern gemäss Lenzing AG, dem weltweit grössten Lyocell-Produzenten aus Österreich, ohne schädliche Rückstände zerfallen.

TencelLyocel von Lenzing

Denim aus Tencel Lyocell. Quelle: lenzing.com

Eigenschaften und Anwendung von Lyocell

Lyocell ist schon fast eine «eierlegende Wollmilchsau» unter den Textilfasern. Sie besitzt zahlreiche positive Eigenschaften und lässt sich durch ihre Wandlungsfähigkeit – ob glatt, grob oder flauschig –zu unterschiedlichen Stoffarten verarbeiten. Das macht den Stoff zu einem beliebten und vielseitig eingesetzten Material in der Textilindustrie.

Lyocell ist eine besonders stabile, gleichzeitig aber angenehm weiche und elastische Faser. Der Stoff fühlt sich leicht und angenehm kühl an, hat eine glatte Oberfläche mit seidigem Griff und fällt schön fliessend. Der Stoff trägt sich ähnlich wie Seide oder Leinen, darum wird er gerne für leichte und locker fallende Kleidung wie Hemden, Blusen, Shirts und Kleider verwendet.

  • Ähnlich wie Wolle wärmt Lyocell bei kalten Temperaturen und hält bei Hitze angenehm kühl und trocken. Die Faser ist zudem nass wie auch trocken extrem reissfest. Daher wird auch feste Kleidung wie Hosen und Jeans aus Lyocell gefertigt. 
  • Lyocell reguliert Feuchtigkeit und Temperatur auf natürliche Weise, was auch dem Bakterienwachstum entgegenwirkt. Der Stoff gilt als sehr hautfreundlich und antiallergen und ist geeignet für Menschen mit empfindlicher Haut oder Allergien. Deshalb findest du Lyocell auch bei Unterwäsche, Bettwäsche, Frottee-Handtücher und sogar bei Matratzen.
  • Die Faser ist nicht nur wesentlich atmungsaktiver und saugfähiger als Baumwolle, sie kann auch die Feuchtigkeit schneller vom Körper abtransportieren. Das in Kombination mit ihrer Robustheit macht sie sehr geeignet als kunsttofffreie Alternative für funktionale Sportbekleidung. 
  • Last but not least ist Lyocell ein recht pflegeleichtes Material. Kleidung aus Lyocell kannst du gut in der Waschmaschine waschen. Wenn du dabei unsere Pflegetipps für Lyocell beachtest, kann dabei nichts schiefgehen.

Ist Tencel das gleiche wie Lyocell?

Oft wird Lyocell auch als Tencel bezeichnet. Während Lyocell die generische Bezeichnung für die Faser ist, ist Tencel der Markenname unter dem die Firma Lenzing AG aus Österreich Lyocell herstellt. Lenzing ist der weltweit grösste Hersteller von Lyocell. Das ist ähnlich wie beim Begriff «Natel», der sich bei uns in der Schweiz im allgemeinen Sprachgebrauch für ein Mobiltelefon etabliert hat.

Von Lenzing gibt es aber verschiedene Tencel-Fasern, wie beispielsweise TencelLyocell, TencelModal, TencelLyocell-Filament sowie weitere Spezialfasern. Deshalb ist Tencel nicht gleich Lyocell.

Was die Tencel Lyocellfasern von anderen Lyocellfasern abhebt, ist ihre konsequente Nachhaltigkeit. Lenzing verwendet für die Herstellung der Lyocellfaser ausschliesslich FSC- und PEFC-zertifiziertes Holz von nachhaltig und legal bewirtschafteten Wäldern. Zudem achtet Lenzing bei der Herstellung auf ressourcen- und umweltschonende Prozesse und wurde für ihre Produktionsmethode (Kreislaufwirtschaft) von der EU mit dem Umweltpreis ausgezeichnet. Beispielsweise wird bei ihrer Herstellung rund ein Drittel weniger Wasser verbraucht, als sonst bei Viskose benötigt wird und ihre Produktionsstätte in Österreich ist durch ihre eigene Bioraffinerie sogar energieautark. Wir hoffen, dass sie auch ihre anderen Standorte bald an diesen Standard angepasst werden.

Hat Lyocell auch Nachteile?

Insgesamt lässt sich sagen, dass Lyocell eine echte nachhaltige Alternative in der Textilindustrie ist. Natürlich kommt es auch bei dieser Faser auf den umweltfreundlichen Anbau und den achtsamen Umgang mit den Rohstoffen, Chemikalien und Arbeitskräften bei der Herstellung an.

Speziell der Anbau von Eukalyptus kann – ohne konsequente nachhaltige Umsetzung – zu einem ökologischen Ungleichgewicht führen, da die Monokulturen der Boden bis in die Tiefe austrocknen können und sich somit das Grundwasser senken kann. Diese Trockenheit kann dann zu Waldbränden führen. Daher ist es wichtig, dass der Rohstoff aus zertifizierten Anbaugebieten stammt, wo auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie die ökologischen und sozialen Belange geachtet wird.